Therapiezentrum für selbstmordgefährdete und alhoholabhänige Indianer
Ich bin Evelin Cervenkova und Begründerin des Freundschaftskrieses Lakota.
Es soll ein Projekt zu einem Therapiezentrum für selbstmordgefährdete und alkoholabhängige Indianer entwickelt und unterstützt werden.
Seit 8 Jahren setze ich mich für nordamerikanische Indianer, besonders für Lakota ein. Dabei konnte ich feststellen, dass es im deutschsprachigem Raum keine einzige Unterstützergruppe gibt, die sich mit solch einem Thema befasst.
Bis jetzt bin ich die Einzige im deutschsprachigen Ländern, die sich dafür interessiert, dass selbstmordgefährdete und alhoholabhängige Indianer von indianischen Therapeuten mit Rücksicht auf ihre Kultur behandelt werden.
Die Selbstmordrate der Indianer in den USA ist um ein Vielfaches höher als die der übrigen USA-Bevölkerung. Es besteht also akuter Handlungsbedarf!
Die folgenden Notizen stammen aus der Dissertation "Psychiatrische Morbidität bei den Indianern Nordamerikas".
Aus der Psychiatrischen Klinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. E. Lungerhausen
Psychiatrische Morbidität bei den Indianern Nordamerikas
Ein Beitrag zur kulturellen Psychiatrie INAUGUTAL-DISSERTATION
Zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-N6uuml;rnberg vorgelegt von Maria Stöckl aus Tirschenreuth
Tag der m6uuml;ndlichen Prüfung: 12.05.1987 Dekan: Prof. Dr. M. Hofmann Referent: Prof. Dr. E. Lungerhausen
S. 2)
Es ist trotz guten Willens nicht immer einfach, die eingefahrenen Bahnen kulturspezifischer Vorurteile zu verlassen.
Wechselwirkung: soziales Beziehungsfeld, Akkulturation und psychiatrische Erkrankung
S. 4)
"What is considered normal in one culture may be considered quite pathological in other" (Torey 1972) (Was in einer Kultur als normal gilt, kann in einer anderen als krank erachtet werden.)
Indianer wurden als kulturell und geistig tiefer stehend betrachtet.
Gehalt indianischer Philosophie wurde nicht geprüft.
S. 6)
In einer bestimmten Kultur entwickelte Theorie sind nicht immer auf andere Kulturen übertragbar.
S. 7)
Halluzinationen werden bei indianischen Stämmen als normale Ereignisse angesehen und in der "westlichen" Kultur als Krankhaft!
S. 8)
Objektive Orientierung ohne Vorurteile
erfordert geistige Beweglichkeit und Offenheit.
erfordert Achtung und Würde jedes Menschen unabhängig von Rasse, Religion und Zivilisationsgrad.
S. 10)
Mediziner
versuchen beobachtbare Verhaltens- und Ausdrucksweisen einer fremden Kultur in ein Schema zu zwängen, das sie von der "westlichen" Ausbildung her kennen.
Testmethoden wurden entwickelt, welche auf einer völlig anderen Basis beruhen, die Anwendung an anderen Kulturen führt daher zu zweifelhaften und falschen Ergebnissen!
S. 16)
Indianer und Schamanen
Therapeuten der indianischen Bevölkerung, die zur Ausübung ihrer Tätigkeit ein mindest ebenso großes Wissen erwerben müssen, wie "westliche" Mediziner.
Schamanen werden von Wissenschaftlern der "westlichen" Kultur als schizophren oder psychisch krank bezeichnet.
S. 17)
Die indianische Kultur sieht so einen Zustand als Erweiterung des Bewußtseins an.
S. 18)
Reifung zum Schamanen
Berufung
Lehre der Stammestraditionen, zahlreiche Lieder, magische Gesänge, körperliche Prüfungen und Härtetests
S. 19)
Funktion des Schamanen
Navajo: "hand-trembler" = Funktion des Diagnostikers
Welches Tabu wurde verletzt?<7li>
Leitet den Patienten an den entsprechenden Schamanen weiter.
Heilzeremonie dauert wenige Stunden bis viele Tage
Sandzeichnungen (Heilzeremonie) und Peyote-Zeremonie
Coast-Salish-Indianer:
Spirit-Dance-Zeremonie; der Patient wird in einen Zustand des veränderten Bewußtseins versetzt, indem er seinen Helfer-Geist und sein Lied findet.
Beteiligt sind Familien und andere Stammesmitglieder.
S. 20)
Robert Lake, ein Seneca-Cherokee-Indianer, Professor an der Humboldt State University und gleichzeitig traditioneller Schamane
Indianer kennen die scharfe Trennung zwischen körperlichen und seelischen Krankheiten der "westlichen" Welt nicht!
S. 21)
Stellung des Schamanen
Als Heilkundiger genießt er eine gewisse Sonderstellung.
Menschen in Notsituationen treten an ihn heran.
haben Verbindung zu "6uuml;berirdischen" Kräften<7li>
Vermittlerfunktion zwischen Menschen und Göttern
Verleitet dazu, ihre Macht zu bösen Zwecken zu mißbrauchen.<7li>
Schamane und Psychiater
S. 22)
Indianer sollten nicht gezwungen werden, sich zwischen "modernen westlichen" therapeutischen Möglichkeiten und den traditionellen Heilungsriten zu entscheiden.
Beide Richtungen sind vereinbar und sollten kombiniert werden.
Psychische Probleme sind untrennbar von der besonderen soziokulturellen Situation der Indianer.
Födert das Verständnis füreinander.
Einsatz von Indianern als medizinische Therapeuten.
S. 23)
Indianer und Psychiater
Die Anfänge
S. 25)
Psychiatrische Versorgung in den Reservaten
S. 26)
Auf vielen Reservaten gibt es keine oder nur eine ungenügende psychiatrische Versorgung.
Auftauchende psychische Erkrankungen werden oft überhaupt nicht beachtet, oder der Patient in eine entfernte psychiatrische Klinik gebracht und nur mit Medikamenten behandelt.
Der Indianer ist in der psychiatrischen Klinik nicht von Menschen seines täglichen Lebens umgeben, so dass der therapeutische Effekt recht zweifelhaft ist.
Ist es wünschenswert und ethisch vertretbar einem Volk mit anderen Traditionen und einer anderen Vorstellungswelt, das eigene, nur im eigenen Kulturkreis erprobte "und selbst dort umstrittene" medizinische und psychiatrische Modell aufzudrängen?
Sind die "westlichen" L6ouml;sungsvorschläge überhaupt auf Indianer übertragbar und erfolgversprechend?
S. 27)
Psychiatrische Versorgung in den Städten
40 % aller Indianer leben in Städten und machen weniger als 1 % der städtischen Bevölkerung aus.
Indianer haben nicht die Wahl zwischen Psychiater und Schamanen, sondern können nur bei "westlichen" Psychiatern Hilfe suchen, welche sich nach "westlichen" Bedürfnissen orientiert.
Indianer haben deshalb Schwierigkeiten, dort tatsächlich Hilfe zu finden.
Indianer sollten deshalb selbst die Gestaltung der Programme bestimmen können.
Bestätigt wird das Wissen über die Hintergründe indianischer psychischer Erkrankung.
Probleme einer Minderheit und Schwierigkeiten einer sozialen Unterschicht, dabei sind besonders die kulturellen Unterschiede zu berücksichtigen.
Probleme der Eingliederung sind:
Einstellung zur Zeit
Eigentum und Ausdrücken von Ärger
S. 28)
Die Zeit wird menschlichen Zwecken untergeordnet.
Das führt zu Problemen beim pünktlichen Beginn am Arbeitsplatz und psychotherapeutischen Stunden
Der Psychiater muss sein festes Zeitschema ändern.
Eigentumsbegriff:
verpflichtet zum Teilen
Es ist nicht erlaubt, offen Ärger auszudrücken.
S. 29)
Der Psychiater aus der Sicht des Indianers
Das Verhältnis ist ambivalent.
Auf Reservationen wird der Psychiater mit Vorbehalt betrachtet.
"The white man has two ways of getting rid of Indians who made trouble for him: He put them in prison or in mental hospital. Stay away from the mental hospital! If you go to prison you always know how much time you have to do; but you never know when they will let you out of the mental hospital!"
Vertrauen hängt von der Aufgeschlossenheit, dem Einfühlungsvermögen in die indianische Lebensweise und Kenntnisse der indianischen Bräuche ab.
S. 30)
Zu neuen Zielen
Bereitschaft des Psychiaters den Indianer anzuerkennen.
Es müssen traditionelle Heilungsmethoden berücksichtigt werden.
Psychiatrische Dienstleistungen müssen auf Indianer selbst übertragen werden.
S. 31)
Psychiatrische Morbidität und Akkulturation
Definition und Beschreibung des Begriffes Akkulturation
Bedeutet Angleichung von amerikanischer und indianischer Lebensweise, wobei die Bewegungsrichtung klar sein dürfte.
Indianer werden gezwungen, ihre traditionelle Weise der Lebenssicherung aufzugeben.
Ein Nebeneinanderleben der Siedler im Osten und der Indianer im Westen wurde unmöglich.
Indianer sind gezwungen neue Existenzformen zu finden.
S. 32)
Formen der Akkulturation
Schulen
Indianerkinder in Internate - Konflikt
Religion
S. 33)
Gesundheit
Indianer im Akkulturationsprozeß
Dynamischer Nativismus
Nativistischer Protest (Ghost Dances)
Passiver Nativismus
Passive Gewöhnung, gleichgültige Anpassung an die dominierende Kultur.
Reformativer Nativismus
Bewußter Versuch einer Synthese von traditionellen und "westlichen" Kulturelementen.
S. 34)
Allgemeine Folgen der Akkulturation
Niedriges Selbstwertgefühl
Identitätsprobleme
S. 35)
Psychische Folgen der Akkulturation
S. 36)
Alkoholismus
Alkoholrausch reduziert Aggressionen(?)
Verlust männlicher Prestigemöglichkeiten
Suizid
Zunahme
Hin- und Hergerissenwerden zwischen zwei Kulturen führt zur Frustration und inneren Gespaltensein.
Lebensbedingungen durch Akkulturation
S. 37)
Persönlichkeitsstörungen
S. 38)
Die Zukunft der Akkulturation
"We Indians have a more human philosophy of life."
Entstehung neuer indianischer Identität
Viele Indianer pendeln noch immer zwischen zwei Gesellschaftsformen.
Indianer landen im Gefängnis oder psychiatrischen Kliniken.
Indianer begehen Suizid.
Don Rodgers, Psychiater in Winnipeg
Gruppe, welche auf indianische Werte und Traditionen zurückgreift, hat geringere psychische Schwierigkeiten.
S. 46)
Systematische Darstellung der psychiatrischen Morbidität
entstammen dem "westlichen" Schema DSM III und des "westlichen" Blickwinkels.
Indianer haben andere Theorien über Ätiologie, Einteilung und Therapie üer Erkrankungen!
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